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[Kamera Technik]

Es gibt einige Fragen, die mir bei meinen Vorträgen, unabhängig vom Thema, immer wieder gestellt werden. Die erste Frage lautet: « Wo sind denn hier die Toiletten? ». Die zweite Frage kann ich allgemein beantworten, denn sie bezieht sich auf meine Kameraausrüstung. Viele Zuschauer möchten wissen, was man den braucht, um so schöne Fotos zu machen, also wie viel Geld man in eine Kameraausrüstung investieren muss.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Gute Bilder kann man heutzutage mit so gut wie jeder Digitalkamera aufnehmen. Selbst Handykameras sind längst so gut, dass sie erstaunliche Ergebnisse liefern können. Aber, und das ist der springende Punkt: Die Kamera ist nur das Werkzeug. Das Foto macht immer der Fotograf, der Mensch hinter der Kamera. Er fängt die unwiederbringlichen Momente mit der Kamera ein.

Ich könnte an dieser Stelle noch ein bisschen klugscheißern, dass es für das perfekte Foto auf das Motiv, die richtige Situation, auf das "zur richtigen Zeit am richtigen Ort" ankommt, und auf die Fähigkeit, das Gesehene so umzusetzten, dass das Foto mehr ist als nur ein Schnappschuss. Aber die Frage stets auf die Wahl der passenden Kamera hinausläuft, macht es Sinn, sich über die « richtige » Kamera bzw. die Kameraausrüstung Gedanken zu machen.

Ich selbst fotografiere, seit ich mir von meinem Konfirmationsgeld meine erste Kamera gekauft habe, mit Canon. Das hat aber keinesfalls den Grund, dass ich meinen würde, dieser Hersteller baue bessere Kameras als andere.
Ich hatte mich damals aus rein pragmatischen Gründen für diese Marke entschieden, da Onkel und Schwager schon eine Canon mit Objektiven sämtlicher Brennweiten und diversem Zubehör hatten und mir immer mal wieder ein Teil ausborgen konnte sodass ich nicht alles selbst zu kaufen brauchte.
Irgendwann besaß ich dann eine eigene ansehnliche Zubehörsammlung und so blieb ich auch mit dem Umstieg auf digitale Fotografie der japanischen Kameraschmiede treu. 

Seit die Canon EOS 1 auf dem Markt ist, ist dieses Spitzenmodell meine Kamera – schon zu analogen Zeiten und auch jetzt im digitalen Zeitalter. Die Kamera ist exorbitant teuer und ich würde jedem Hobbyfotografen empfehlen, sich lieber an den Modellen ein oder zwei Klassen tiefer zu orientieren, wie z. B. der EOS 5. Sie werden nicht an die Grenzen dieser Kameras kommen. Das garantiere ich Ihnen. Die Kameras, die für engagierte Hobbyfotografen und Semiprofessionelle konzipiert wurden, sind ebenfalls Top-Produkte, die in mancherlei Hinsicht sogar mehr überzeugen als die Profigeräte. Machen sie mit dem eingesparten Geld lieber eine schöne Reise, bei der sie die Kamera nutzen. Mit der Ersparnis könnte sogar eine Fernreise drin sein.
Die EOS 1 ist eine Profikamera, die den Vertretern meiner Zunft eine Menge Vorteile bietet, die für den Amateur eher uninteressant sein dürften.
Ich bin zum Beispiel die Hälfte des Jahres auf Reisen und fotografiere. Da kommen pro Jahr leicht 100.000 Aufnahmen zusammen. Der mechanische Verschlussmechanismus unterliegt natürlich einem Verschleiß. Er ist für 200.000 bis 300.000 Auslösungen konzipiert. Danach können die Abnutzungen zu Fehlbelichtungen führen. Dann ist entweder der teure Austausch des Verschlusses durch den Canon-Service angesagt, oder man schreibt das Ding steuerlich ab und kauft eine neue Kamera, mit der man ja eh liebäugelt, weil auf der letzten Photokina schon das Nachfolgemodell vorgestellt wurde, das noch kein bisschen schneller ist und noch ein paar Pixel mehr hat.
Wie gesagt, für den Amateur ist der Kauf so einer Kamera Quatsch, da er niemals auf so eine hohe Bildausbeute pro Jahr kommen wird. Wahrscheinlich wird er auch niemals eine Kamera brauchen, deren Akkus bei minus 30 Grad noch arbeiten und mit der man einen Nagel in die Wand schlagen kann. Und er benötigt wahrscheinlich auch nicht den Canon-Profi-Service, den man mit dem Kaufpreis praktisch mitbezahlt und der einem eine jährliche kostenlose Kamerainspektion mit Sensorreinigung, eine bevorzugte schnelle Reparatur (falls die Kamera beim Nägel in die Wand schlagen doch kaputt gegangen ist) oder, falls es doch mal länger dauert, weil wegen einer Flutwelle in Japan die Ersatzteillieferungen ausbleiben, ein kostenloses Ersatzgerät stellt.
Ich beneide die Amateure, die nicht diesen tonnenschweren Boliden mit sich rumschleppen müssen (als Profi hat man schließlich, nur für den Fall der Fälle, auch noch ein zweites Gehäuse dabei) und leicht federnd durch die Landschaft hüpfen, während ich bei jedem Schritt bis zu den Knöcheln im Boden einsinke.
Also - lange Rede, kurzer Sinn: Ich will sagen, dass es für jeden Zweck unterschiedliche Kameras gibt. Es ist wie beim Autokauf. Alle fahren, die Japaner sind billiger als die Deutschen, aber jeder findet das für ihn geeignete Modell.

Interessanter – und eigentlich entscheidend – ist das Zubehör, an erster Stelle die Optiken, also die Objektive. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich erzähle, dass es auch hier die unterschiedlichsten Brennweiten für die unterschiedlichsten Anwendungen und Bedürfnisse gibt. Den ornithologisch orientierten Kollegen wird vermutlich von einem 13.000 Euro teuren 800 mm Super-Teleobjektiv träumen, während der Architektur-Fotograf ein Shift-Objektiv haben möchte, um die stürzenden Linien, die sich aus nahen Perspektiven ergeben, korrigieren zu können. Dem Amateur dürfte auch das alles Schnuppe sein. Für ihn bieten sich die deutlich günstigeren Standardobjektive an, die gerne im Set mit dem Kamera-Body verkauft werden.

Wer seine Urlaubsbilder nur auf dem Computermonitor betrachten möchte oder sich allenfalls mal ein Bild im Format 13 x 18 ausdrucken will, dem wird die Objektivpalette seiner Marke voll und ganz reichen und aus rein praktischen Gründen wird er sich vermutlich für zwei Zoomobjektive entscheiden, die alle wichtigen Brennweitenbereiche vom Weitwinkel bis zum Teleobjektiv abdecken. Sehr ambitionierten Amateuerfotografen, Exekutivmanagern, Lottogewinnern oder Schlosserben stehen noch die Premium-Objektive der Hersteller zur Verfügung, die in der Regel hochwertigere Optiken bieten, lichtstärker sind, schneller fokussieren und robuster sind. Dafür aber auch eben wieder sehr viel teurer, schwerer, größer und beeindruckender. Es kommt eben doch auf die Größe an.

Objektive, mit ihren verschiedenen Brennweiten, unterschiedlich eingesetzt, bieten ein riesiges kreatives Potential und sind ein äußerst wichtiges Stilmittel. Ambitionierte Hobbyfotografen wissen ihre Objektive in der Regel sehr wohl einzusetzen. Da ich sehr viel zu Fuß unterwegs bin und mein Fotorucksack als Handgepäck von den Fluggesellschaften noch toleriert werden soll, habe ich mich für die oft zwar weniger lichtstarken, dafür aber ungemein praktischen Zoom-Objektive entschieden: Ein Weitwinkelzoom, das den Bereich von 16 bis 35 mm abdeckt, ein Normalzoom, das aber immerhin von 24 mm bis 105 mm reicht, und ein Telezoom. Hier habe ich mich für das 28 bis 300 mm Objektiv entschieden, ein so schwerer Klopper, dass ich ihn trotz des beeindruckenden Zoombereichs nicht als Standardobjektiv verwenden möchte, der mich aber flexibel hält, wenn keine Zeit ist, ständig Objektive zu wechseln, z. B. wenn ich in Afrika Elefanten an einer Wasserstelle fotografiere, die ich mit 300 mm formatfüllend ablichten kann, sich aber plötzlich ein Tier aus der Gruppe löst und neugierig auf das Auto zukommt. Dann bleibt die Kamera vor dem Auge und der Finger auf dem Auslöser, bis ich mit 28 mm nur noch die Rüsselspitze sehe… Auch auf Märkten ist das Objektiv sehr praktisch, aber eben wirklich, das gebe ich gerne zu, extrem unhandlich. Es gibt sehr schöne, lichtstarke Zooms, die z. B. den Bereich von 70 bis 200 mm oder von 100 bis 300 mm abdecken und deren Brennweite sich durch einen kleinen, leichten Konverter sogar noch verdoppeln lässt! Für Tierfotografie habe ich, zumindest wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, immer noch ein Zoomobjektiv auf der zweiten Kamera, das den Bereich von 50 bis 500 mm abdeckt. Bei solchen Objektiven spielt man in einer ziemlich hohen Preisliga. Ich hatte mich daher beim Kauf für einen Fremdhersteller, für ein Sigma-Objektiv entschieden. Die Handhabung ist allerdings etwas anders als bei Canon, so dreht man den Zoom z. B. genau in die andere Richtung. Man muss jedesmal umdenken und verliert Umständen wertvolle Sekunden. Und auch meine üblichen Filter passen nicht auf das Gewinde. Leider ist das Objektiv bei der letzten Reise kaputt gegangen. Sigma kann es nicht reparieren und so ist mein Vertrauen in Fremdhersteller doch etwas angeschlagen.

Für die eigentlichen Geheimnisse der Fotografie ist aber auch die Objektivwahl nicht unbedingt alles entscheidend. Nur weil mein Supertele jetzt kaputt ist, heißt das ja nicht, dass ich keine guten Bilder mehr machen kann. Die Kamera ist auflösungsstark genug, dass ich auch ein mit 300 mm aufgenommenes Motiv bei der späteren Bildbearbeitung in Photoshop noch etwas vergrößern kann.
Sie merken schon, es läuft darauf hinaus, dass ich doch noch einmal meine Anmerkungen vom Beginn dieses Kapitels aufgreifen möchte. Viel, viel wichtiger als die gesamte Technik ist die Fotografie selbst. Fotografen sind Jäger des Lichts. Das richtige Licht ist, natürlich neben dem richtigen Motiv (das Sie auf ihrer Reise entdecken) und der richtigen Perspektive (sie wählen die beste Brennweite und nehmen die beste Position ein) der alles entscheidende Moment. Die Sonne bricht gerade unter der dunklen Wolkendecke durch und taucht den noch dunklen, regennassen Boden in fast surreal intensives Licht? Oder eine Kamelkarawane, die durch die Wüste zieht, wird von der tiefstehenden Abendsonne so intensiv angestrahlt, dass jedes Detail dieser Szenerie pure Magie ist? Perfekt. Das Warten hat sich gelohnt. Oder haben Sie einfach nur Glück mit dem Wetter gehabt?

Da sich der Profi nicht immer auf sein Glück verlassen kann, hilft er gerne nach. Bei unseren jungen Praktikanten beobachte ich oft die Einstellung, ohne wirklich auf Lichtstimmungen zu achten, wild drauf los zu fotografieren. Die erklären mir dann, dass man das ja später immer noch photoshoppen könne, also in einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeiten kann. Ich bin aber ein Fotograf der alten Schule und versuche, das perfekte Bild nicht am Computer zu inszenieren, sondern die Szenerie tatsächlich live zu erleben. Dazu braucht man oft Geduld, manchmal muss man eben am nächsten Tag noch einmal wiederkommen. Andererseits setzte ich mich dadurch aber auch viel intensiver mit meinem Motiv auseinander – und kann so den Augenblick auch intensiver genießen: einfach mal dasitzen, die Eindrücke, die Stimmung des Ortes auf sich wirken lassen, dem Zug der Wolken am Himmel nachsehen und die Gedanken schweifen lassen. So habe ich eine fast schon emotionale Bindung zu jedem meiner Bilder! Und wenn ich dann tatsächliche den schönsten Moment des Lichts abpassen konnte, ist das pure Magie.

Natürlich, ganz ohne Bildbearbeitung geht es nicht. Leider unvermeidbare, störende Staubkörner auf dem Sensor werden wegretuschiert, das Bild vielleicht noch etwas nachgeschärft, vielleicht auch mal stürzende Linien in der Architektur korrigiert = geshiftet (ich schleppe inzwischen kein Shift-Objektiv mehr mit, dafür brauche ich es zu selten) und, ja, auch mal ein bisschen an der Kontrastkurve gespielt.

Den Kontrasten hilft man im Feld auch gerne mit dem Filter etwas nach. Die Wirkung eines Pols (eines Polarisationsfilters) ist, richtig eingesetzt, verblüffend und eine unbedingte Empfehlung. Sie reduzieren die Reflexionen auf spiegelnden Oberflächen, die Farben werden intensiver, weiße Wolken heben sich noch stärker vom blauen Himmel ab. Der Effekt ist vergleichbar mit einer Sonnenbrille, durch die der Sommer ja auch gleich noch viel sommerlicher aussieht.
Grau-Verlaufsfilter dunkeln den verregneten Himmel ab, die längere Belichtung der Szenerie arbeitet die Farben der Landschaft intensiver heraus. Mit dem Blitz hellen wir auch bei Tag das Gesicht des alten Mannes mit dem Hut auf, dessen Züge ansonsten unter dem Schatten der Krempe kaum zu erkennen wäre. Mit dem Reflektor leiten wir das Sonnenlicht zum Ausleuchten eines Farns im Dunkel des Urwaldes um, und bringen die sich an seinen Blättern sammelnde Regentropfen zum glänzen.

Und was finden Sie noch in meinem Fotorucksack bzw. meiner Fototasche (nehme ich, wenn ich nicht wandern muss, lieber, da ich dann leichter und schneller Zugriff auf meine Ausrüstung habe): Stativ mit guten Stativkopf (Leichtgewicht, trage ich nicht immer mit), manchmal einen Reflektor, Ersatzakkus (Kamera), Ersatzbatterien (Blitz), Ersatz-Speicherkarten, digitales Ton-Aufnahmegerät (für O-Töne und Interviews), Sonnenblenden (sehr wichtig gegen Streulicht), ggf. Farbverlaufsfilter, kleiner Block, Stift, Visitenkarten, Modellverträge (für spontan sich ergebende Shootings), Taschenlampe, Schweizermesser, leichte Regenjacke, ggf. Reiseführer, eine Plastiktüte für spontane Einkäufe, als Sitzunterlage oder um diese als Regenschutz über Kamera und Stativ zu stülpen, Mr. Tom Erdnussriegel, Kaugummis, ggf. Sonnencreme und Mückenschutz… Da kommen leicht 15 Kilogramm zusammen. Bei Flugreisen im Hauptgepäck befinden sich oft noch Ersatzgeräte, Steckeradapter, Ladegeräte, Panzerklebeband und natürlich ein Laptop – da bleibt für privates Gepäck oft sehr, sehr wenig Freigewichtsmenge übrig. Insofern ist es wirklich wichtig, sich genau zu überlegen, was man tatsächlich braucht. In meinem Fall wäre dies vor allem ein Träger.